Manufacturing-X: Ein Datenraum für die Industrie 4.0

Lisann Buitenwerf Lisann Buitenwerf Junior Online Marketing Managerin bei Fischer

Alles begann mit der Industrialisierung, gefolgt von der Automatisierung. Nun erleben wir den nächsten bahnbrechenden Schritt: die digitale Transformation der Industrie und die Bildung digitaler Ökosysteme.

Inhaltsverzeichnis:

    Daten durchdringen die Unternehmen: Werden sie erfasst, zusammengeführt und analysiert, machen sie Abläufe transparent, Prozesse effizient und bilden die Basis für neue Geschäftsmodelle. In einer arbeitsteiligen Welt wird durch den Einsatz digitaler Prozesse Transparenz über die Unternehmensgrenzen hinweg geschaffen. Datenökosysteme sind hierfür das bevorzugte Mittel, um Datensilos zu überwinden und geeignete Schnittstellen herzustellen.

    Manufacturing-X bietet der Industrie eine einzigartige Gelegenheit, ihre Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu verbessern. Durch die bisherigen Initiativen wie bspw. Catena-X und die IDS- und Gaia-X-Arbeiten sind bereits viele Grundlagen geschaffen worden, die eine schnelle Umsetzung ermöglichen.

    Manufacturing-X wurde im Rahmen der Plattform Industrie 4.0, einem Netzwerk von Unternehmen, Verbänden, Gewerkschaften und Forschungsinstituten, ins Leben gerufen. Träger der Plattform sind das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
     

    Was ist Manufacturing-X?

    Industrie 4.0 setzt voraus, dass Daten zugänglich, sicher und durchgängig miteinander vernetzt sind. Manufacturing-X hat sich zum Ziel gesetzt, ein Daten-Ökosystem aufzubauen, das den sicheren Datenaustausch zwischen Unternehmen auf Basis offener Standards ermöglicht und gleichzeitig die digitale Souveränität sicherstellt. Unternehmen sollen künftig in der Lage sein, Daten über die gesamte Produktions- und Lieferkette hinweg effizient und kollaborativ zu nutzen. 
     

    Warum ist Manufacturing-X notwendig?

    Die deutsche Industrie spielt eine entscheidende Rolle bei der nachhaltigen Schaffung von Wohlstand und ist führend bei Industrie 4.0. Das unterstreicht ihre wichtige Rolle bei der Entstehung neuer Arbeitsplätze.

    Der gesellschaftliche Wohlstand in Deutschland und Europa ist durch industriepolitische Rahmenbedingungen und globale Krisen gefährdet. Durch die globale Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg, die Energiekrise und den Klimawandel steigt der Handlungsdruck, die gesamte deutsche Industrie digital und ökologisch zu transformieren. 

    Die Industrie steht unter wachsendem Wettbewerbsdruck, ausgelöst durch bspw. Lieferengpässe, Produktionsausfälle, Verknappung, steigende Inflationsraten und die Gefahr einer globalen Rezession. Zusätzlich werden die regulatorischen Anforderungen durch die Europäische Kommission erhöht und Asien dominiert zunehmend die internationale Normungs- und Standardisierungsarbeit.

    Für die klein- und mittelständisch geprägte Industrie besteht die Gefahr der Abhängigkeit von monopolistischen Plattformbetreibern. Daher ist der schnelle und effiziente Aufbau interoperabler und vertrauenswürdiger Datenökosysteme in der gesamten Industrie notwendig. 
     

    Welche Ziele verfolgt Manufacturing-X konkret?

    Mit der branchenübergreifenden Initiative Manufacturing-X wird die Digitalisierung der Lieferketten in der Industrie vorangetrieben. Manufacturing-X etabliert den Datenraum 4.0 und ermöglicht somit: 

    • Eine Neustrukturierung von Wertschöpfungsnetzwerken und eine schnelle Reaktion auf Störungen (Resilienz)

    • Die Förderung neuer Geschäftsmodelle, die Schaffung einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft und die Steigerung der Effizienz (Nachhaltigkeit)

    • Die Förderung digitaler Innovationen zur Sicherung und Stärkung der globalen Führungsposition der deutschen Industrie (Wettbewerbsstärke)

    Die Initiative Manufacturing-X verbessert die Resilienz deutscher Industrieunternehmen und festigt damit ihre Position im globalen Wettbewerb. Es gilt, die Souveränität des gesamten Wirtschaftsstandorts Deutschland zu sichern und datenbasierte Abhängigkeiten von mittelständischen Unternehmen von global dominierenden Digitalplattformen zu verhindern.

    Als Exportnation und globaler Fabrikausrüster muss die Wettbewerbsstärke der deutschen Industrie am Weltmarkt erhalten und ausgebaut werden. Die Fähigkeit, Lieferketten durch Informationsverfügbarkeit flexibel und schnell zu steuern, ermöglicht Wirtschaftswachstum und schafft Kapazitäten für notwendige ökologische Transformation.

    Wettbewerbsstärke und gesellschaftlicher Wohlstand gehen Hand in Hand mit der Fähigkeit der Volkswirtschaft, einen Beitrag zu Klimaneutralität und Nachhaltigkeit zu leisten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Deutschland als führende Industrienation mit gutem Beispiel vorangeht und demonstriert, wie Ökologie und Ökonomie erfolgreich miteinander harmonieren können.

    Wie werden diese Ziele erreicht?

    Um die gesteckten Ziele in einem mittelständisch geprägten Wirtschaftsstandort zu erreichen, ist eine intelligente Vernetzung der Industrie mit durchgängiger Datenverschränkung erforderlich. Entscheidend ist eine gelebte Kultur des multilateralen Datenaustauschs und durchgängiger Lösungen. Nur so können alle relevanten Daten in der Produktion und in den Lieferketten branchenübergreifend zusammengeführt werden. In einer Welt mit knappen Ressourcen und unsicheren Lieferketten ist es wichtiger denn je, die Zusammensetzung von Produkten zu kennen. Das ist die Grundlage für funktionierende Stoffkreisläufe und reduziert die Abhängigkeit im internationalen Kontext.
     

    Bausteine zur Umsetzung von Manufacturing-X

    Führende Unternehmen der Industrie 4.0-Community haben in Zusammenarbeit mit ihren Verbänden und Netzwerken bereits Schritte unternommen, um gemeinsam Manufacturing-X zu realisieren. Folgende Aktivitäten sollen gemeinsam vorangetrieben werden:

    •    Die Etablierung eines souveränen Datenraums für Industrie 4.0.
    •    Die Einbindung mittelständischer Unternehmen durch individuell angepasste Anwendungskonzepte
    •    Die Internationalisierung durch die Etablierung globaler Standards für eine umfassende Datenökonomie

     

    Bausteine zur Etablierung eines Datenraums für Industrie 4.0

    Leuchtturmprojekte und Anwendungsbeispiele: 

    Die überwiegend mittelständische Industrie ist in komplexe globale Wertschöpfungsnetzwerke mit horizontalen und vertikalen Wertschöpfungsketten eingebunden. Der Anspruch, alle Lebenszyklusphasen von Produkten in einer intelligent vernetzten Industrie abbilden zu können, führt zu zusätzlicher Komplexität im Wertschöpfungssystem. Jede Leitindustrie hat ihr eigenes hochkomplexes Wertschöpfungsnetzwerk und unterschiedliche Anforderungen an die Konzeption von Anwendungsbeispielen, wodurch zentrale Leuchtturmprojekte und konkrete Anwendungsbeispiele erforderlich sind. Diese Leuchtturmprojekte bauen branchenspezifische Datenökosysteme anhand relevanter Anwendungsbeispiele auf und leisten einen Beitrag zur schnellen und breiten Anwendung in der Industrie.

    Synchronisierungsprojekt: 

    Für eine intelligente vernetzte Industrie ist es wichtig, dass Daten interoperabel und durchgängig zwischen Unternehmen ausgetauscht werden können. Dafür müssen Datenökosysteme entwickelt werden, die technisch sicher sind, rechtlich abgesichert sind und Vertrauen schaffen. Neue digitale Geschäftsmodelle und Kooperationsmodelle müssen industrieübergreifend genutzt werden. Ein Projekt zur Synchronisierung von Leuchtturmprojekten soll diese Aspekte vorantreiben und die technische, rechtliche, wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Umsetzung ermöglichen.

     

    Bausteine zur Einbindung mittelständischer Unternehmen durch individuell angepasste Anwendungskonzepte

    Transformations-Hubs und Transformations-Projekte:

    Begleitende Transformations-Hubs sollen branchenübergreifende und branchenspezifische Transfermaßnahmen umsetzen. Damit soll eine schnelle und effiziente Breitenwirkung in der gesamten deutschen Industrie unterstützt werden. Unterstützend sollen Transformations-Projekte die schnelle Umsetzung von Lösungen in KMU außerhalb der Leuchtturmprojekte ermöglichen. Sie sollen dazu beitragen, dass auch KMU erfolgreich in die digitale Transformation eingebunden werden. 

    Transfermanagement:

    Durch ein übergeordnetes Transfermanagement werden übergreifende Transferaktivitäten koordiniert, übergreifende Anwendungsbeispiele und Inhalte kommuniziert und Impulse für die Transformation von KMU gegeben. 

     

    Baustein zur Internationalisierung durch die Etablierung globaler Standards für eine umfassende Datenökonomie 

    Governance für Manufacturing-X:

    Eine breit getragene Community muss zu Beginn aller geplanten Aktivitäten aufgebaut und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Um den Aufbau einer Manufacturing-X Community zu verantworten und voranzutreiben, soll aus der Plattform Industrie 4.0 heraus eine Kerngruppe zentraler Stakeholder aus Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft und öffentlicher Hand zusammengebracht werden. Die Plattform Industrie 4.0 soll ihre etablierten Prozesse nutzen, um gemeinsam mit allen relevanten Akteuren eine tragfähige Governance für Manufacturing-X zu entwickeln und das Akteursspektrum zu erweitern. Dazu soll zunächst eine eigenständige Entität gegründet werden, welche die Community steuert und die Entwicklung eines Datenraums als öffentlich-private Innovations-Partnerschaft koordiniert.

    Die Schlüsselrolle von Daten und Informationen im digitalen Wandel

    Für die digitale Weiterentwicklung eines Unternehmens sind Überlegungen zur benötigten Infrastruktur sowie zur erforderlichen Software und den notwendigen Algorithmen zur Umsetzung der Pläne unerlässlich. Die Informationstechnologie nimmt eine zentrale Rolle bei der Koordination des eigenen Wertschöpfungsnetzwerks ein. Um ein digitales Geschäftsmodell zu entwickeln, umzusetzen und zum Erfolg zu führen, ist ein selbstbestimmter Umgang mit Daten und Informationen notwendig. Schließlich sind Daten und Informationen die Treiber des digitalen Zeitalters. Sie sind in Unternehmen oftmals noch über verschiedene Quellsysteme verteilt. Dadurch entstehen Datensilos, da relevante Informationen für Systeme oder Anwender außerhalb des Quellsystems nicht zugänglich sind. Eine weitere Nutzung der Daten außerhalb des Quellsystems wird so typischerweise verhindert.
     
    Um von den Möglichkeiten eines digitalen Geschäftsmodells zu profitieren, sollte ein Unternehmen in der Lage sein, Daten gemeinsam mit Kunden und Partnern zu teilen. Fischer bietet hierfür ein breites Spektrum an Lösungen für die digitale Transformation. Erfahren Sie mehr über Datenintegration, die Informationsplattform Sherlock und weitere interessante Lösungen. 

     

    Lösungen zur Digitalen Transformation

    Fazit

    Industrie 4.0 eröffnet der Fertigungsindustrie bisher unerreichte Möglichkeiten im Umgang mit und der Nutzung von Daten. Dabei entsteht eine digitale Wertschöpfungskette, die auf globalen Datenräumen und Datenökosystemen basiert. Beispiele solcher Datenökosysteme wie Catena-X sollen zu einem sicheren, selbstbestimmten und effizienten Datenaustausch innerhalb branchenspezifischer Wertschöpfungsnetzwerke beitragen. Sie sind eine geeignete Lösung zur Schaffung von vertrauensvoller Transparenz, die rechtssicher, ökonomisch sinnvoll und technologisch stabil ist. Manufacturing-X ist daher eine vielversprechende Initiative, die das Potenzial hat, die gesamte Industrie grundlegend zu verändern.